Interview mit Alesha Deesing
Autor: Ingolf Rust, Montag, 5. Januar 2009Dynamics: Der Schnee in Suhl schmilzt ja zur Zeit, aber bei euch in den Staaten habt ihr zur Zeit wahrscheinlich sogar zu viel davon. Wie geht es dir, und wie sind deine Ferien bis jetzt? Wir hoffen, du musst nicht zu viel Zeit mit Schneeschaufeln verbringen.
Alesha: Meine Ferien waren sehr schön, besonders meine Zeit daheim mit meiner Familie und den Freunden. Das Wetter war allerdings wirklich nicht so toll, als ich drüben war. Ich hab ganze zwei Tage gebraucht, um nach Seattle zu kommen, weil ich meinen Anschlussflug in Philadelphia verpasst hatte und dort im Hotel übernachten musste. Am nächsten Morgen waren es dann noch einmal zwei Flüge bevor ich dann endlich daheim im schönen Bundesstaat Washington war. Ich war dann die meiste Zeit eingeschneit und in Oregon bei meinen Eltern hatten wir dann noch eine Woche lang keinen Strom – trotzdem hab ich meine Zeit zu Hause sehr genossen und bin sehr froh, dass ich fahren durfte.
Dynamics: Im Moment liegt der VfB nur einen Sieg hinter dem Tabellenführer aus Vilsbiburg. Wie hat dir der Wettbewerb bislang gefallen und welches sind die größten Unterschiede, die du bis jetzt so erfahren hast (im Vergleich zur NCAA)?
Alesha: Ich freu mich sehr, dass wir im Moment mit oben dabei sind, aber unser Ziel ist es natürlich, am Ende ganz oben zu stehen, und deshalb arbeiten wir hart und bleiben zielstrebig, um das auch zu erreichen. Um auf die Unterschiede zwischen meinem College-Team und dem VfB zu sprechen zu kommen: Ich würde sagen hier legen wir im Training größeres Augenmerk auf Ballkontrolle und weniger auf 6-gegen-6-Trainingsspiele. Ich glaube, ein gutes Team muss in der Lage sein, schnell anzugreifen und variabel die Bälle verteile können, speziell beim Umschalten und bei weniger guten Pässen (aus der Annahme). Mein College-Team war dabei sehr erfolgreich und es wurde viel Wert darauf gelegt, ein gutes Team zu werden, was Aufgaben und Annahme anbelangt. Außerdem ist der Wettbewerb für mich der schönste Teil beim Volleyball und daher hat es mir viel Spaß gemacht, mit diesem Team zu spielen und den VfB 91 Suhl zu repräsentieren!
Dynamics: Der neue Ball scheint ja eine ziemliches Thema zu sein. Einige Spieler scheint ja eine regelrechte Hassliebe mit dem neuen Spielgerät zu verbinden. Wie gefällt dir dein neues „Arbeitsgerät“?
Alesha: Ich gewöhne mich langsam daran. Der Ball hat definitiv ein paar Nachteile, zum Beispiel ist er etwas schlüpfriger beim Zuspiel und in der Annahme schwerer zu passen. Außerdem schwebt er anders als die alten Bälle. Allerdings kann man einige dieser Nachteile auch wieder als Vorteile sehen. Ich persönlich mag es, mit dem neuen Ball aufzuschlagen, weil er mehr in der Luft gleitet und dadurch die Aufschläge für den Gegner gefährlicher macht. Im Grunde geht es aber nur darum, sich an den Ball zu gewöhnen.
Dynamics: Du bist eine von mittlerweile fünf neuen Spielerinnen im Team. Wie hast du dich an dein neues Umfeld gewöhnt und wie gefällt es dir hier in Suhl und beim VfB?
Alesha: Ich genieße meine Zeit hier in Suhl, weil ich von so netten Leuten umgeben bin. Die Mädels im Team sind wirklich großartig und haben mir sehr geholfen mich an die Situation zu gewöhnen, zum ersten Mal in einer neuen Kultur zu leben. Sie sind wirklich eine lustige Truppe und auch sehr geduldig beim Übersetzen der Trainingsanweisungen und sie halten mich auch immer über alles auf dem Laufenden. Ich bin sehr glücklich, sie alle zu kennen. Der Trainer hat sich auch sehr viel Mühe gegeben, um mit mir zu sprechen und zu fragen wie es mir geht. Das weiß ich sehr zu schätzen. Mit dem Management passt es auch sehr gut. Und die Fans: Ihr seit echt gut drauf! Das Team ist wirklich dankbar, so engagierte und temperamentvolle Fans zu haben. Ihr sorgt wirklich für eine tolle Stimmung zu den Spielen!
Dynamics: Wie ist der Kontakt mit dem Verein eigentlich zustande gekommen und was hast du von Suhl und der Mannschaft erwartet? Hast du dir vorher schon vorgestellt, einmal in Deutschland zu spielen?
Alesha: Also der Vertrag mit dem Team geschlossen war, wusste ich eigentlich nicht, was ich erwarten sollte, als ich in Deutschland ankam. Schon bevor ich herkam waren meine Ziele, mich als Volleyballerin weiter zu verbessern, das Team positiv zu beeinflussen, als Person zu wachsen und natürlich die ganze Erfahrung zu genießen, in einer neuen Umgebung zu leben. Ich wusste schon auf dem College, dass ich auch nach meinen 4 Jahren an der Universität von Washington meine Volleyball-Karriere fortsetzen wollte, aber es war natürlich nicht sicher in welchem Land das sein würde. Ich bin aber froh, dass mir diese Tür, hier in Deutschland zu spielen, geöffnet wurde.
Dynamics: Mittlerweile ist es eine schöne Tradition, dass wir eine Spielerin aus den Vereinigten Staaten hier in unserem Team haben. Kennst Du vielleicht eine deiner Vorgängerinnen hier beim VfB?
Alesha: Ja, Paige Benjamin war an der selben Universität wie ich. Aber da sie vier Jahre älter ist als ich, hatte ich nie die Chance mit ihr in einem Team zu spielen. Aber wir kennen uns von der Schule her und durch gemeinsame Teamkolleginnen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich sie hab spielen sehen, als ich noch an der Highschool war. Sie ist eine großartige Sportlerin und Person. Außerdem kenne ich Sherri Williams, die ja vor ihrem Wechsel nach Suhl in Florida spielte. Ich traf sie im letzten Sommer in Alaska, was schon ein lustiger Zufall ist. Wir haben dort beide Volleyball-Training-Camps betreut und haben danach noch zwei Wochen zusammen mit ein paar anderen Betreuern verbracht. Das war ein großer Spaß und es war toll, sie kennen zu lernen. Ein weiterer lustiger Zufall ist, dass eine ihrer Teamkolleginnen am College die Schwester von einer meiner Mannschaftskameradinnen ist.
Dynamics: Wenn das Training oder die Spiele vorbei sind, was tust du da am liebsten um dich zu entspannen und um deine Freizeit zu verbringen – und wie hat dir eigentlich die Adventszeit in Suhl gefallen?
Alesha: Da ich aufgrund des engen Trainingsplans nicht viel Zeit habe herumzureisen, verbringe ich viel Zeit mit Lesen, Filmen, Schläfchen und dem Internet. Ich weiß nicht, ob ich es ohne das Internet aushalten würde, so weit von meiner Familie und meinen Freunden entfernt zu sein. Ich hab mittlerweile fast zwölf Bücher ausgelesen, seit ich hier angekommen bin, und ich habe jetzt von daheim einen ganzen Schwung neue mitgebracht, und freue mich schon darauf, mich in sie zu vertiefen. Wenn ich nicht in der Wohnung entspanne, dann verbringe ich meine Zeit mit den Mädels oder ich schlendere durch die Geschäfte in Suhl. Außerdem nehme ich einmal pro Woche Deutschunterricht, aber mein Deutsch ist noch sehr schlecht. Aber ich werde es weiter versuchen. Die Adventszeit war superb – besonders den Weihnachtsmarkt habe ich sehr gemocht!
Die Dynamics danken für das Gespräch. Interview: Ingolf Rust und Ralf Hoffmann (via Email).
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Schlagworte: Alesha Deesing, Interview
6. Januar 2009 um 9:30 Uhr
Wirklich ein sehr tolles Interview. Und so richtig ausführliche Antworten. Sehr schön gemacht. Weiter so interessante Fragen stellen…..