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Re: Fanclubversammlung Mai/Juni 2012
(15.06.2012 10:02), von Suhler91
 

Baku – Kontrastprogramm und etwas Volleyball

Autor: Ingolf Rust, Freitag, 23. März 2012

Nach Israel und der Türkei stand mit Baku nun bereits das dritte „asiatische“ Ziel im Rahmen unserer Europapokalpremiere auf dem Reiseplan. Startpunkt der Reise war wieder der berühmte Lilliplatz in Suhl. Am Freitag gegen 08:00 Uhr brach der VfB-Konvoi zusammen mit der Rennsteig.TV-Crew Richtung Berlin Schönefeld auf – bei strahlendem Sonnenschein und wohligen 17°C. Doch nach dem Start begleitete uns die Sonne nur noch über den Wolken, denn in Moskau wartete wieder der Winter auf uns. -4°C und Schnee, zum Glück aber nur außerhalb des Terminals. Nach einer Stunde Aufenthalt ging es dann auch gleich weiter zum Flieger nach Baku. Reiseerprobte Leser wissen sicher, wie so ein „Boarding“ normalerweise von statten geht. Doch nicht im Flieger nach Aserbaidschan. Schnell war klar, dass die Passagiere das Flugzeug bestiegen hatten, wie man sich in Deutschland in den Bus setzen würde. Zur Verwunderung eines Teils unserer Delegation waren dann schließlich auch die lt. Boarding-Pass ausgewiesenen Plätze belegt. Mit viel Kooperation unsererseits (wir setzten uns einfach woanders hin) ging es dann aber pünktlich los. Kurz nach Mitternacht (21:40 Uhr MEZ) war das Ziel Baku dann auch endlich erreicht.

Beim Aussteigen dann die nächste Anekdote: Runter von der Gangway und rein in einen Bus (auf Flughäfen ja nichts Ungewöhnliches), dann 20 Minuten warten bis das Gefährt voll war und los ging es. Nach knapp 20 Metern stoppte das Vehikel und das Terminal war erreicht. Echt großes Kino! Auf dem Flughafen (im Grunde eine riesige Baustelle) dann wieder aserbaidschanische Improvisation anstatt deutscher Gründlichkeit. Schlangestehen ist in Baku jedenfalls ebenso unbeliebt wie die Platznummern im Flugzeug, aber am Ende durften auch wir unter den prüfenden Blicken des Grenzbeamten die Passkontrolle passieren. Da das Gepäck dann recht schnell und auch komplett ausgegeben wurde, konnte unsere sichtlich ermüdete Reisegruppe zügig in den bereits wartenden Bus steigen. Nach „ein wenig“ Hupen und Rangieren (vergessen Sie bitte die Vorstellung von der geordneten Verkehrsführung an mitteleuropäischen Flughäfen) ging es über eine hervorragend ausgebaute und leere Autobahn Richtung Innenstadt. Für den letzten Gesprächsstoff an diesem Morgen (es war bereits ca. 01:45 Uhr Ortszeit) sorgte die abenteuerliche Abkürzung zum Hotel. Von einem glänzenden und aufstrebenden Aserbaidschan war in den spärlich beleuchteten und dunkelgrauen Gegenden auf dem Weg zum und vor dem Hotel nicht viel zu sehen. Durch die Schlaglochbewährten Pfützen in Teichgröße und die „leicht holprigen“ Bahnübergänge war unsere Delegation jedenfalls noch einmal kurz wachgerüttelt und am Ende sehr erleichtert, als sie im (wirklich erstklassigen) Hotel angekommen war. Kurz vor drei Uhr Ortszeit war dann auch der letzte im Bett – endlich!

Am „nächsten Tag“ war Ausschlafen angesagt und Frühstück demzufolge auch erst ca. 10:30 Uhr, bevor es gegen 11 das erste Mal in die Halle ging. Bei Tageslicht waren wir dann doch schon etwas beeindruckt, wie „wüst“ die Umgebung um das Hotel aussah. Besonders die Straßen hatten unter der unerwartet strengen Frostperiode merklich gelitten, zudem sorgte die mangelhafte bzw. fehlende Entwässerung vielerorts für große Wasserflächen in welchen die großen Schlaglöcher auf den chaotischen Verkehr lauerten. Was die Einheimischen allerdings kaum aus der Ruhe zu bringen vermag, und so schien auch unser Busfahrer jederzeit Herr der Lage zu sein. Ganz im Kontrast dazu der repräsentative, moderne und sehr aufgeräumt wirkende „Sarhadchi Sport Complex“ – ein Sportzentrum mit Fußballstadion, Arena und Trainingshalle, welches auch im Portfolio der Olympia-Bewerbung Bakus (für 2020) nicht fehlen wird. Nach anderthalb Stunden Training (Mit ACHT Bällen! Kenner wissen, was das bedeutet.) ging es zurück ins Hotel. Unsere Begleiter von Rennsteig.TV hatten übrigens die Zeit genutzt, um sich auf die in der Heimat mit Spannung erwartete Live-Übertragung vorzubereiten und hielten die Suhler Fanszene zudem mit kurzen Insider-Clips auf dem Laufenden.

Nach der Rückkehr ins Hotel waren alle zu müde für Stadtführungen oder ähnliche Freizeitaktivitäten, und so war Regeneration angesagt. Gegen 18:00 gab es dann einen kleinen Snack zum Videostudium und im Anschluss stand das erste offizielle Training auf dem Programm. Für mich als stellvertretenden Teammanager ging es in die Stadt zu den Meetings mit den CEV-Offiziellen, und so bekam ich als erster den Eindruck, zwischen welchen Gegensätzen sich die Stadt am Kaspischen Meer bewegt. Ein modernes und hell erleuchtetes Stadtzentrum, mit einer Infrastruktur, die sich auch mit europäischen Hauptstädten messen kann, umrahmt einen liebevoll restaurierten historischen Altstadtkern. Für die Shopping-Begeisterten in der Delegation wären auch alle bekannten Geschäfte von Format verfügbar gewesen. Doch schon die Rückfahrt zur Sporthalle – vorbei an unzähligen Großbaustellen – war wie eine Reise in ein anderes Land. Im „Sarhadchi Sport Complex“ gab es dieses Mal übrigens auch genug Bälle, und Rennsteig.TV vermeldete „70%“ Bereitschaft zur Übertragung. Der Tag endete mit Abendbrot und der Auswertung des mannschaftsinternen Tippspiels zum letzten Bundesliga-Spieltag. An dieser Stelle noch mal Glückwunsch an unsere Gewinnerin Christina Speer.

Der Wettkampftag begann wieder mit einem späten Frühstück und einer Videosession, bevor es zum Abschlusstraining in die Halle ging. Rennsteig.TV machte sich unterdessen auf, um die Innenstadt zu erkunden und begleitend zum sportlichen Teil der Reportage ein paar Aufnahmen Bakus einzufangen. Nach dem Training schloss sich auch der Betreuerstab an, um begleitet von unserem Team Guide Mammadali die Stadt zu erkunden. Nach einem abschließenden Snack ging es kurz nach 18:00 Ortzeit zurück zum Sarhachi Complex. Dort lief gerade noch das Spiel VDK Gent gegen Lokomotiv Baku – unter lärmendem Getöse eines Schlagzeugers und einer riesigen Musikanlage hinter den Scoutplätzen.

Die zum Teil wirklich enthusiastische Anfeuerung der sehr patriotischen Aseris ging dadurch fast unter (OK, ein Großteil der Zuschauer waren eher reserviert wirkende Angehörige der Armee), zum anderen erschwerte es die Arbeit von Scout Markus und mir (als Kommentator für Rennsteig.TV). Nach einer sehr kurzen Aufbauzeit war der Scouting-/Kommentatortisch bereit, und die Teams begannen mit dem Spiel. Leider fand die Mannschaft von Baki Baku sofort in ihren Rhythmus und zog unserem Team gleich den Zahn. Die Stimmung unter den knapp über 2.000 Zuschauern war dementsprechend gut, von einigen Buh-Rufen und Pfiffen gegen unsere Mannschaft mal abgesehen. Am Ende war das Spiel eine klare und kurze Angelegenheit und so waren wir sogar pünktlich zum Essen wieder im Hotel. Die kurze Nacht bis zum Rückflug (Abfahrt am Hotel 04:30 Ortszeit, also 01:30 Uhr in Deutschland) verging dann auch sehr schnell, und nach den üblichen Wirrungen auf der Großbaustelle „Flughafen“ startete unser Flug Richtung Moskau ohne Verzögerung. Gegen 13:00 Uhr Ortzeit war der internationale Teil unseres Auswärtstrips in Berlin beendet und unser Tross brach gleich nach der Landung Richtung Schwerin auf.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch mal bei Andi und Awi, die unser Abenteuer in Baku als „embedded journalists“ begleitet haben und ebenso bei allen, die in Suhl und anderswo die Daumen gedrückt haben. Leider trat am Ende das mehr oder weniger erwartete Ergebnis ein, aber zu einem Zeitpunkt im Wettbewerb, den wohl vorher keiner erwartet hatte. Für den VfB war die Teilnahme am „Challenge Cup 2012“ ein großer Erfolg und wir freuen uns nun auf die Playoffs. Mit unseren Fans im Rücken ist auch dort noch einiges möglich – vielleicht sogar etwas ähnlich Unerwartetes. Auf geht’s, VfB!

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