Gästebeitrag: Eine Spielserie mit Anspannungen
Autor: Redaktion, Dienstag, 2. April 2013Nach einer tadellos vorangegangenen Saison 2012 – u.a. mit der erstmalig internationalen und zudem auch noch erfolgreichen Challenge-Cup Teilnahme – musste der VfB 91 Suhl mit Beginn seiner 10-jährigen Erstbundesligazugehörigkeit ausgerechnet im Jubiläumsjahr vor allem durch finanzielle Kürzungen des Hauptsponsors einen personell beträchtlichen Neuaufbau der Mannschaft bewerkstelligen. Der Weggang von sieben Spielerinnen, insbesondere von Leistungsträgern wie Vendula Merkova, Martina Utla und Suzanna Cebic dämpften die neu zu definierenden Aussichten damit von Anfang an gehörig.
„Wir müssen die Saison überleben“, lauteten die öffentlich kundgegebenen Ziele. Folglich sollte nach den zu erwarteten, dennoch deprimierenden Auftaktniederlagen beim Schweriner und auch zuhause gegen den Dresdner SC unbedingt das Heimspiel gegen Potsdam siegreich gestaltet werden. Doch daraus wurde nichts, denn nach dem ersten Spielabschnitt waren mit dem nicht ausreichenden Resultat von 24:26 die Weichen beizeiten mental auf die nächste Bruchlandung gestellt. Folge: zum dritten Mal hintereinander 0:3 und damit insgesamt 0:6 Punkte und 0:9 Sätze. Und es war noch nicht das Ende der Leidenstour, denn mit Stuttgart, Vilsbiburg und Münster standen die nächsten schweren Brocken auf dem Spielplan. Und jedes Mal waren die Konkurrentinnen erneut die Sieger, obwohl es inzwischen zunehmend und vor allem in Münster deutlich verbesserte Leistungen beim VfB-Team zu verzeichnen gab.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Sechs Meisterschaftsspiele hintereinander fielen für unseren VfB 91 Suhl ohne jeglichen Erfolg aus. Dabei allein fünfmal auch noch mit 0:3. Nur in Münster (und gegen Wiesbaden im DVV-Pokal-Achtelfinale) gab es ein 2:3. Solch ein fataler Meisterschaftsauftakt fand seit der 1. Bundesligazugehörigkeit noch nie statt. 0:12 Punkte und 2:18 Sätze! Und zudem bereits in der ersten Runde raus aus dem Pokalgeschehen. Damit also sieben Pflichtspiele ohne Erfolgserlebnis! Niederschmetternd, aber auch besorgniserregend. Der Verein bewahrte dennoch (zumindest nach außen) Ruhe! Und auch die überwiegende Mehrzahl der Anhänger gaben trotz des befremdet anmutenden, jedoch existent vorhandenen Abstiegsplatzes die Hoffnung auf doch noch bessere Zeiten niemals auf, unterstützten die Mannschaft sehr charaktervoll. Eine Tugend des Suhler Publikums, das solch beklemmende Situationen bisher gar nicht kannte.
Mit dem nächsten Spiel am 24.November 2012 gegen Aurubis Hamburg stand jedenfalls eine äußerst richtungsweisende Partie in der Wolfsgrube an. Und immerhin, noch gut 900 Anhänger glaubten an ihre Mannschaft und waren vom vortrefflichen Teamspiel des VfB 91 Suhl entflammt. Der Fanklub Dynamics sowieso. Vor allem nach der überraschend klaren 2:0 Satzführung wünschten sich alle VfB-Hintermänner und -Frauen unbedingt beim Stand von 24:16 den zu vollendenden Abschluss herbei. Ich hielt mich (bis dahin) ausgesprochen argwöhnisch zurück, obwohl der VfB gegen Aurubis bei immerhin acht vorhandenen Versuchen nur noch einen einzigen Matchball für das Spielende benötigte. Unwillkürlich erinnerte ich mich nämlich an das Spiel des Aufsteigers SCU Emlichheim gegen den Mitaufsteiger 1.VC Wiesbaden. Da führten die Gastgeberinnen in der Saison 2004/05 nach der 2:1 Satzführung auch mit 24:16 (im vierten Abschnitt) und hatten den Gesamtsieg greifbar vor sich. Doch es kam damals alles noch ganz anders. Wiesbaden wendete nicht nur diesen Satz von 24:16 auf 27:29, sondern gewann auch noch den anstehenden Tiebreak nach Verlängerung mit 19:21. Das war sicherlich einmalig in der 1.Bundesliga. Und außerdem trat der VfB 91 Suhl ja längst nicht mehr als Debütant auf. Aber gegen Hamburg gab es schon oft genug Fünfsatzspiele.
Inzwischen betrug der Vorsprung „nur noch“ sechs Matchbälle. Vor allem, in der laufenden Saison gab es bislang noch nichts Süßes, nur Saures für den VfB 91 Suhl. Der letzte Erfolg gelang mit einem 3:2 beim Playoff-Heimspiel gegen den Schweriner SC und datierte vom 25.März des Jahres 2012. Eine Ewigkeit..! Ok, einschließlich der Sommersaisonpause dann korrekt eben nur acht Monate. Doch beim finalen 25:18 gegen Hamburg lebte die überschäumende Freude in der Suhler Manege (und nun auch bei mir) endlich wieder auf. Besonders Felix Koslowski war völlig zu recht außer sich und schloss seine ursprünglich beabsichtigte Hechtrolle auf den Brettern die die Welt bedeuten sicherheitshalber lieber mit einer Bauchlandung ab. Seinem „Wolfsrudel“ gelang nicht nur ein taktisches, sondern vor allem unter den bis dahin anhaltend psychisch belastenden Verläufen auch ein couragiertes Spiel. Die erste befreiende Punkt(e)landung der laufenden Saison war in Sack und Tüten. Freilich, die Nordlichter hatten auch schon bessere Tage. Für unseren VfB 91 Suhl aber war es nach dem äußerst miserablen Start der lang ersehnte erste Erfolg.
Auch beim nächsten Spiel in Aachen führte der VfB 91 Suhl nach zwei gewonnenen Sätzen im dritten Abschnitt wieder mit 24:16 und rundete diesmal mit 25:19 das Match ab. Das gab für das Heimspiel gegen den Köpenicker SC Mut. Der Kiezverein stand zu diesem Zeitpunkt aber fünf Plätze vor dem VfB 91 Suhl. Endergebnis: VfB 91 Suhl drei, Köpenicker SC null. Somit waren seit dem Erfolg gegen Aurubis Hamburg nunmehr 6:0 Punkte und 9:0 Sätze zu verzeichnen, auch wenn anschließend in Wiesbaden inzwischen mit Neuzugang Heloiza Lacerda Pereira nur ein einziger Satz zu gewinnen war. Dem folgte zum Abschluss der Hinrunde ein pflichtgemäßes 3:0 zuhause gegen den VCO Berlin, wobei die Qualität des eigenen Spieles zweifelsohne kaum Niveau der 1. Bundesliga aufwies.
Die Zwischenbilanz der Hinrunde mit vier Siegen in 11 Spielen hatte den 10. Rang und vier Punkte Abstand zum Abstiegsplatz, den Alemannia Aachen unterdessen innehatte, zur Folge.
Der Auftakt in die zum Teil spielansetzungsgeänderte Rückrunde begann wiederum ernüchternd, wobei jetzt noch ein paar personelle Ausfälle hinzukamen.
Nach der „zulässigen“ Niederlage in Dresden schloss sich bei den punkt- und bis dahin auch ohne Satzgewinn spielenden Azubis des VCO Berlin eine auch noch buchstäblich doppelt schmerzvolle 2:3 Schlappe an, denn bei der mittlerweile erforderlich zu übernehmenden Regierolle durch Lauren Bertolacci sprang bereits im ersten Satz bei einem Zusammenprall mit der eigenen Mitspielerin und ohne passende Alternative für einen Wechsel dieser Schlüsselposition die Kniescheibe raus. Suhl war jedenfalls gegen den Tabellenletzten bei sämtlichen Spielelementen neben der Mütze und trat mit dickem Hals vom Spielfeld.
Zuhause gegen die Gipfelstürmerinnen der Liga – dem souveränen Tabellenführer und international erfolgreichen Schweriner SC – aber zeigten unsere VfB-Mädels anschließend ein wackeres Spiel, auch wenn es trotz sogar stellenweise hoher Ballpunktvorsprünge am Ende jedes Mal nicht ausreichte. Also erst einmal wieder 0:6 Punkte zum Rückrundenauftakt.
Gegen den Tabellenvierten und Pokalfinalisten 1.VC Wiesbaden aber wurde die nochmals charaktervoll gezeigte Spielweise unserer Mädels diesmal wenigstens mit einem 3:1 honoriert. MVP war die Mannschaft, schrieb ein User bei Facebook.
Die restlichen sieben Begegnungen hatten entscheidenden Charakter in alle noch denkbaren Tabellenbereiche. Für eine Playoff-Teilnahme fehlte jedoch letztendlich bei nur noch zwei Erfolgen in Köpenick und Hamburg die notwendige Beständigkeit. Wenigstens konnte drei Spieltage vor Ultimo in Vilsbiburg vorzeitig der Erstligaverbleib und damit die Pre-Playoffs gesichert werden. Abstrus jedoch: im letzten Hauptrundenheimspiel gegen den sportlichen Absteiger Alemannia Aachen reichte selbst eine 10:1 Führung im ersten Satz nicht, ging noch mit 21:25 – und die Aufführung mit 2:3 – in die Binsen.
Mit gerademal drei siegreichen Spielen hatte die Rückrunde schließlich noch weniger Erfolg als die Hinrunde.
Das erste Pre-Playoff Spiel fand in Hamburg statt. Nach den zwei 3:0 Erfolgen in der Hauptrunde eigentlich der (qualifizierte) Wunschgegner. Doch diesmal gab es gegen das Elbinselteam eine derbe Abfuhr. Vendula Merkova, die Ex-Suhlerin, schoss unseren VfB regelrecht ab. Und auch das Rückspiel in der Wolfsgrube sah die Hamburgerinnen diesmal mit 3:1 im Vorteil. Die Probleme des VfB 91 Suhl zeigten sich auch hier wieder deutlich. Im ersten Satz führten unsere Mädels mit 18:14, gaben aber mit einer 2:11 Serie durch eine Reihe von Eigenfehlern den Auftaktsatz noch ab. Solche Verläufe – vor allem zum Ende eines Spielabschnittes – zogen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison und kippten öfters noch das Ergebnis zugunsten der Kontrahentinnen.
Das war`s dann auch 2012/13 – 25 Pflichtspiele – sieben Erfolge! Bzw. (einschließlich DVV-Pokal-Achtelfinale) sechs Tiebreak-Spiele ohne einen einzigen Triumph. Auch das sagt genug.
Während 2012 vor allem auch die Saison des Challenge-Cups war, trat die echte „Herausforderung“ erst 2012/13 auf. Doch das ist inzwischen Geschichte.
Für 2013/14 wird die Thematik des Sponsorings die entscheidende Leitthematik für den Verein werden. Das hat die abgelaufene Spielserie (mit Anspannungen) nachdrücklich gezeigt.
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Schlagworte: Gastkommentar