Ganz nah dran…
Autor: Joschik, Donnerstag, 8. November 2012… an der Erfüllung der im Vorbericht geschilderten Träume waren unsere Mädels am gestrigen Abend. Träume sind also doch nicht immer nur Schäume. Die Ziellinie konnte allerdings leider immer noch nicht als Erster überquert werden. Es fehlte nur ein klitzekleines bisschen Ruhe und Glück. Doch schauen wir erst einmal, wie Traum und Realität zusammen passten…
* volle Halle, in der die Zuschauer ohne Missfallensäußerungen und Pfiffe die Mannschaft in dieser schwierigen Situation unterstützen
Das war wohl nix mit einer vollen Halle. Das miese Wetter, die Übertragung des Championsleague-Spiels des FC Bayern und die bisherigen Eindrücke vom VfB-Spiel dieser Saison hielten wohl viele davon ab, sich in die Wolfsgrube zu begeben. Die Stimmung war aber trotzdem prächtig. Vereinzeltes Gemecker und ein paar Pfiffe gab es dennoch unter – von mir geschätzten – maximal 450 Zuschauern.
* eine Mannschaft, die ohne Angst vor einem weiteren Punktverlust (ist ja „nur“ Pokal) auf dem Feld agiert und bei der endlich der sprichwörtliche Knoten platzt
Die haben wir gesehen bis zum 16:12 im dritten Satz und auch bis zum 13:11 im Tiebreak.
* ein dadurch tolles Spiel, in dem die Mädels über sich hinauswachsen und ihr Können voll zur Geltung bringen
Das war Realität. Einen schwachen Satz (nach der Enttäuschung im dritten) hake ich da einfach mal ab.
* ein bisschen Glück bei unseren Aktionen und den Schiedsrichterentscheidungen
Teil 1 würde ich neutral bewerten. Die erspielten Punkte hatten nichts mit Glück zu tun und waren im Großen und Ganzen schön herausgespielt. Bei den Schiedsrichterentscheidungen hat etwas Glück gefehlt, aber das war letztendlich nicht ausschlaggebend.
* Satzgewinne (darf man auch vom Matchgewinn träumen – ja!)
Träume gingen (bis auf den Gewinn des Spiels) in Erfüllung. Wer hätte vor dem Spiel mit solch einem knappen Ausgang gerechnet?
* vor Freude tanzende VfB-Spielerinnen nach dem Spiel
Das blieb unseren Mädels leider verwehrt. Aber die Hessinnen tanzten, als hätten sie bereits den Pokal gewonnen. Der eindeutige Favorit war gerade noch so von der Schippe gesprungen…
Nun ein paar Eindrücke für alle diejenigen, die ein wirklich tolles Volleyballspiel – aus welchen Gründen auch immer – verpasst haben:
Die Suhlerinnen legten los wie die Feuerwehr. 8:2 stand es zur 1. Technischen Auszeit. Das gab Selbstvertrauen und der Satz wurde mit wirklich schönen Spielzügen souverän eingefahren. Die begeisternde Spielweise setzte sich auch im zweiten Satz fort (25:22). Die VfB-Mädels ließen sich da auch von einer zwischenzeitlichen Führung des VCW nicht beeindrucken und hatten immer eine passende Antwort parat. So lief es zunächst auch im dritten Satz weiter. Aber in der zweiten TA (16:12) haben offensichtlich einige der Mädels auf die Anzeigetafel geschaut und (mit „Erschrecken“) festgestellt, dass sie nur noch 9 Punkte bis zum formidablen ersten Sieg brauchen. Plötzlich lief das Spiel nicht mehr. Es wollten einfach keine Bälle auf dem Boden ankommen. Zur Ehrenrettung unserer jungen Damen muss allerdings auch gesagt werden, dass Wiesbaden inzwischen die Eigenfehlerquote drastisch gesenkt hatte und durch eine Rotationsumstellung unsere Spielzüge besser bekämpfen konnte. Der Satz ging jedenfalls verloren (21:25). Die Enttäuschung saß tief und den vierten Satz konnte man abhaken (13:25). Im Tiebreak sah es zunächst so aus, als hätte der VfB Suhl keine Chance mehr an diesem Abend (4:7). Doch die Mädels glaubten an sich, kämpften und spielten aufopfernd, rissen dem VCW die Führung aus der Hand und wendeten das Blatt zum 13:11. Leider war in der Endphase des Tiebreaks „Nervenflattern pur“ vor allen beim Service angesagt und die cleveren Gäste durften jubeln…
Einigen Meinungen, so etwas dürfe einfach nicht passieren, möchte ich an dieser Stelle energisch widersprechen. Man braucht ’ne Menge Spiele dieser Art, um solche Situationen mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit zu meistern. Und diese Erfahrung war auf der Gegenseite da – bei unserer jungen Mannschaft muss sie noch kommen. Dieses Spiel hat aber sicher dazu beigetragen…
Sehr, sehr schade – aber: Auf ein Neues VfB!
[ratings]
Schlagworte: DVV-Pokal, VC Wiesbaden, VfB Suhl
8. November 2012 um 13:52 Uhr
Übrigens: Meine persönliche MVP (so eine Ehrung kann auch stattfinden – siehe Aachen, USC Münster II Facebook) wäre an diesem Abend Lauren Bertolacci gewesen. Einfach schön anzusehen, wie die „Kleine“ spielt. Und was sie mit ihrer geringen Körpergröße so alles am Netz fabriziert – olala…
8. November 2012 um 15:07 Uhr
Der ausführlichen Ausführungen von Joschik kann man nur zustimmen.
Hier meine Kommentierung:
Gut zweieinhalb Sätze zogen die VfB-Mädels ein tadelloses Spiel auf. Ein glattes 3:0 lag zum Greifen nah in der „Wolfsgrube“.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nocht nicht so richtig, wen ich als beste Spielerin (für mich) am Ende auswählen würde. Silvia Sperl, Kristen Dozier oder Laureen Bertolacci? Die eine mutig angriffslustig, die andere platziert spielend, die dritte beim Spielaufbau raffiniert, und wenn notwendig, auch mit Nachdruck am Netz agierend. Aber auch alle anderen des Teams mischten auf. So hätte es durchaus auch die punktbeste Ivana Isailovic oder Anna Kalinovskaya werden können. Zusammen jedenfalls beachtlich auftretend. Naja, bei einer Stammspielerin ist der Knoten noch nicht geplatzt, dass sollte man auch mal sagen. Seit Wochen läuft sie, wenn auch inzwischen verbessert, ihrer erwünschten Form hinterher.
Beim 1.VCW hatte ich mich frühzeitig für die Nr.12 (Ksenija Ivanovic) entschieden. Die machte der Heimmannschaft mit ihrem Service ganz schön zu schaffen und punktete noch nebenbei. Vor allem nach der zweiten technischen Auszeit des dritten Abschnittes. Da riss beim Stand von 16:12 (dem größten Vorsprung des Satzes) der Spielfaden beim VfB 91 Suhl. Die immer wieder ein paar Zentimeter über den Netz zielbewussten „Aufschläge“ von Ivanovic führten zu jeder Menge heftig auftretender Fehler des VfB aller Couleur und drehten den Satz. Dass der Linienrichter auf der VfB-Fan Seite zeitweise tatsächlich einen „Knick in der Pupille“ hatte, brachten zudem noch Hektik (für beide Mannschaften) ins Spiel. Nun aber scheiterten auch die VfB-Spielerinnen, die ich bis dahin als Most Valuable Player eingestuft hatte. Mit 21:25 war der eigentlich finale Satz damit passe. Ein Schönheitsfehler? Nein, der Knackpunkt des Spieles.
Hervorzuhen aber bleibt, dass sich die VfB-Mädels deutlich selbsbewusster vorstellten, im Entscheidungssatz bis zum bitteren Ende sich nie aufgaben und dafür vom inzwischen raren, aber stets unterstützenden Publikum trotz der Fünfsatzniederlage immer wieder anspornend und auch zurecht mit Beifall bedacht wurden.
Ich denke, mit dieser Leistung kann man sinnbildlich den Daumen nach oben halten, auch wenn zwei (Komma sechs) Erfolgserlebnisse zum Gesamtsieg beim Volleyball eben nicht reichen.
8. November 2012 um 21:26 Uhr
sehr schöner Artikel !
zu der Zuschauerzahl: es waren dann bei euch Nicht viel weniger als in unterhaching bei nem pokalknaller mit nur 600 🙁