Interview mit Christiane Fürst
Autor: Bux, Sonntag, 15. April 2007Dynamics: Was denkst Du, wie konnte es zu dem Einbruch kommen. Jeder in der Halle war sich Ende des zweiten Satzes sicher, dass das Spiel schon entschieden sei.
Christiane: Ich glaub dass haben viele gedacht. Ich fand unsere Leistung von Anfang an nicht so gut. Wir haben viele Fehler gemacht. Nach dem gewonnen 2. Satz kam dann ein etwas zu lockeres Spiel dazu. Psychisch denkst du zwar nicht dass es vorbei ist, aber an unkonzentrierten und fehlerhaften Handlungen bekommt man mit, dass nicht mehr der nötige Druck und die 100% Einsatzbereitschaft dahinter stehen.
Dynamics: Das "Derby" zwischen Suhl und Dresden hat ja immer eine besondere Würze. In der Vergangenheit ist dabei auch schon einmal das Wort "Hassduell" gefallen. Als geborene Dresdnerin, wie denkst Du über solche Sprüche im Zusammenhang mit einer eigentlich eher freundschaftlichen Mannschaftssport.
Christiane: Natürlich ist es was besonderes wenn die beiden Teams aufeinander treffen. Ich kenne die Kritikpunkte an der vermeintlichen "Ausländermannschaft" Suhl, aber auch die Probleme die ihr in Suhl wegen z.B. Stützpunkt für Jugendarbeit habt. Trotzdem herrscht zwischen den Spielerinnen eine respektvolle Art, da wir alle das machen was uns am meisten Spaß macht: "Volleyball", und wir schon lange diesen Sport teilweise sehr erfolgreich ausführen.
Dynamics: Oftmals wird bei engen Entscheidungen in einem Spiel den Emotionen freien Lauf gelassen. Dich scheinen solche Sachen gar nicht großartig zu berühren. Sagst Du Dir in dem Moment dann "Egal, es bringt ja eh nichts?" Oder wie steckst Du solche Sachen weg?
Christiane: Mich beschäftigen solche Situationen natürlich auch. Teilweise muss man sie einfach abhaken oder einfach beruhigend auf die anderen Spieler (auch mal Fans) einwirken, da das Spiel weiter geht, man sich wieder konzentrieren muss und man es eh nicht ändern kann. In entscheidenden Spielen, wo man um jeden Ball kämpft, sind enge Entscheidungen immer Nerven aufreibend und fördern sehr die aggressive Bereitschaft zum Kampf.
Dynamics: Du spielst nun schon die Hälfte deines Lebens in Dresden. Wenn nun der Traum von der Meisterschaft erfüllt werden könnte: Entschädigt so etwas für die Rückschläge, die euer junges Team die letzten Jahre immer wieder hinnehmen musste? Kamen -unabhängig vom Studium betrachtet- auch schon einmal der Wunsch auf den Verein zu wechseln, und dort einen Titel zu holen.
Christiane: Natürlich wünschen wir uns endlich einen Titel und hoffen natürlich den noch zu erreichen. Es wäre die Belohnung für die harte Arbeit der vergangenen Jahre und der Beweis dass es auch ein junges Team durch sich selbst schafft. Zum Vereinswechsel will ich eigentlich nicht viel sagen. Außer: dass es für mich wichtig ist in einer guten Mannschaft, einem guten Club und unter einem guten Trainer, der mich verbessert und voranbringt, zu trainieren und zu spielen. Klar will man Titel. Sie sind der Lohn und die Anerkennung für die Arbeit, aber sich weiterzuentwickeln, an neue Hürden zu stoßen und zu meistern ist für mich und den Sport den ich betreiben eine verlockende Herausforderung.
Dynamics: Mit dem Gewinn des Pokals wäre dieser Traum ja bereits möglich gewesen. Steckt man das verlorene Finale dann einfach weg und sagt sich: "Na gut, dafür holen wir die Meisterschaft!" Oder wurmt einen diese Niederlage so kurz vor dem Ziel doch noch sehr?
Christiane: Das Pokalfinale ist für mich schon lange abgeschlossen. Es war wie ein kleines Intermezzo. Man hat für etwas spezielles eine Woche sich vorbereitet, hat den Wettkampf bestritten und eine andere Atmosphäre erlebt, aber dann war es genauso schnell vorbei und der Bundesligaalltag kam wieder. Vor dem Schwerin Spiel wurde das Finale unbegründet noch mal angeschnitten. Unbegründet weil ich glaub allen war nur die Liga primär wichtig und der Deutsche Meistertitel um den wir kämpfen müssen.
Dynamics: Sehnt man sich nach solch einer langen Saison, mit WM, Pokal und Liga, nach ein paar Wochen Ruhe, abseits der Halle? Und wie lang wird diese "Pause" überhaupt sein?
Christiane: "Pause": Gute Frage! Die Natio beginnt eine Woche nach Saisonschluss am 21.5. in Heidelberg und bis jetzt weiß ich nur von 10 Tage Urlaub Ende Juli. Ich wünsch mir wirklich mal Urlaub, da ich diesen die letzten zwei Jahre wegen Volleyball und Studium nicht wahrgenommen habe. Unsere Körper merken es auch langsam…. Ich hoffe dass ich wenigstens etwas Pause bekomme und das werde ich auf jeden Fall in der Sonne und am Meer genießen. Damit Giovanni nicht immer über meine blasse Hautfarbe lacht.
Dynamics: Zum Schluss noch eine Frage zum Thema Liga: Angedacht war eine Aufstockung der Bundesliga, was nun jedoch aus zum größten Teil finanziellen Gründen wohl eher nicht umgesetzt werden kann. Auch die Hallenproblematik ist noch lange nicht vom Tisch. Beschäftigt einen das, dass die Sportart, für die man lebt und alles gibt nicht so stark angenommen wird? Und wie denkst Du, wie die Liga attraktiver gestaltet werden könnte?
Christiane: Natürlich beschäftigt man sich mit solchen Themen. Eigentlich sind es zwei Probleme die den deutschen Volleyball beschäftigen. Erstens: Wie macht man die Sportart für ein breites Publikum attraktiver macht (wir sind nun mal kein Fußball) und Zweitens: Wie bringt man das Spiel an sich näher an die Weltspitze. Die Nationalmannschaft hat gezeigt dass wir International mithalten können, aber noch einen weiten Weg vor uns haben um ganz vorn dabei zu sein. Ich werde jetzt aber keinen Diskurs über die Probleme des deutschen Volleyballs starten. Für alle Suhler: Eure Halle ist voll in Ordnung.
Dynamics: Vielen Dank für die Worte und viel Glück in der heißen Phase der Playoffs.
Christiane: Das war ganz schön anstrengend. Ich wünsch euch noch viel Glück auch für die kommenden Jahre.
Das Interview führten die Dynamics via Mail. (BX) Danke an Christiane für die ausführlichen Antworten.
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