Interview mit Sandra Landvoigt
Autor: Bux, Mittwoch, 12. September 2007Trotz Streß durch Saisonvorbereitung und Arbeit hat Sandra in den letzten Tagen die Zeit gefunden, ein paar Fragen für unsere Interview-Serie zu beantworten. Dafür noch einmal an dieser Stelle ein großes Dankeschön.
Dynamics: Im Namen der Fans erst mal ein „Herzlich Willkommen“ und viel Erfolg beim VfB Suhl!
Die Großstädte Berlin und Hamburg waren einige Stationen in deiner bisherigen Karriere. Nun hat es dich in das beschauliche Suhl verschlagen. Wie schwer fällt einen die Umstellung in die neue Umgebung?
Sandra: Vielen Dank erst einmal für die nette Begrüßung!
Bevor meine Entscheidung fest stand nach Suhl zu gehen, habe ich mir natürlich sehr viele Gedanken gemacht, oft mit Anja am Telefon gesprochen und die Für und Wider abgewogen. Aus diesem Grund war es mir bewusst, dass die Umstellung nicht gerade einfach werden würde. Nach 6Jahren in Hamburg wollte ich nun noch einmal einen neuen Anreiz für mich schaffen, noch einmal eine neue Herausforderung eingehen. Da kam das Angebot aus Suhl gerade recht.
Die Mädels haben mich sehr herzlich aufgenommen und mir damit das „Ankommen“ in Suhl erheblich erleichtert.
Dynamics: Du kanntest den VfB und die Wolfsgrube schon aus der letzten Saison, in welcher Du für WiWa Hamburg gespielt hast. Was waren Deine ersten Gedanken, als sich der Wechsel nach Suhl abgezeichnet hat. Hast Du dich mit Jule (Schneider) auch ein wenig ausgetauscht?
Sandra: Ich habe mich mit Jule sehr gut verstanden und viel Zeit mit ihr verbracht. Da haben wir natürlich das eine oder andere Mal auch über ihre Zeit in Suhl gesprochen.
Als aller Erstes habe ich mich gefreut mit Anja und Grit alte „Weggefährten“ wieder zusehen. Mein erster Gedanke als ich hier in Suhl angekommen war: Geht das hier nur bergauf?
Dynamics: WiWa Hamburg war in der letzten Saison nicht wirklich konkurrenzfähig, die Spiele oft recht schnell entschieden. Wie schafft man es in einer solchen Situation , sich eine ganze Saison lang zu motivieren? Wie viel Spaß hat man da noch an seinem geliebten Sport?
Sandra: Wir wussten von Anfang an, dass es sehr schwer werden würde sich in der 1. Liga zu beweisen. Wir haben das Ein oder andere Mal gute Spiele abgeliefert, wo die Sätze sehr knapp verloren gingen. Natürlich ist es schwer nach ständigen Niederlagen sich neu zu motivieren und sicherlich kam auch ab und zu der Gedanke auf, den Volleyball an den Nagel zu hängen. Aber das funktioniert nach 20Jahren nicht so einfach. Ich habe mich an kleinen Teilerfolgen wie gute Blocks oder Angriffe wieder aufgebaut.
Dynamics: Nun bist du schon ein paar Wochen in Suhl. Was waren Deine ersten Eindrücke vom Team und wie groß sind die Unterschiede eigentlich zwischen WiWa und dem VfB, was Umfeld und Training anbelangt?
Sandra: Sicherlich gibt es da große Unterschiede. Allein die Möglichkeiten, die einem hier geboten werden, durch die Vielzahl der Sponsoren. Das ist mit Hamburg nicht zu vergleichen. Außerdem sind die Wege zur Arbeit, zum Training, zu Mannschaftskolleginnen sehr kurz. Was enorm an Zeit spart und das Mannschaftsgefüge fördert. Auch der Trainingsumfang ist mit dem Frühtraining natürlich größer als in Hamburg. Ich wurde von der Mannschaft mit offenen Armen empfangen und denke, dass sich durch die gute Mischung von jüngeren und erfahrenen Spielerinnen wir – wie man in Berlin so schön sagt – „ne janz dufte Truppe“ abgeben.
Dynamics: Der größere Teil der Sommerpause ist bereits vorüber, und die Fans zählen schon die Tage bis zum Saisonstart. Als erfahrenere Spielerin hast Du jetzt sicher kein so großes Lampenfieber mehr, aber welche Erwartungen hast Du für die kommende Spielzeit?
Sandra: Ich habe in meiner 20-jährigen Volleyballlaufbahn sicherlich schon viele Erfahrungen sammeln können, doch habe ich immer noch vor Punktspielen sehr großes Lampenfieber. Das erste Heimspiel in der Saison ist natürlich etwas Besonderes und wenn es noch vor so einer großen Kulisse wie hier in Suhl ist, dann steigt die Aufregung natürlich.
Im Training versuche ich an meinen Defiziten zu arbeiten, um meine Leistungen noch zu verbessern.
Dynamics: Die Atmosphäre in der Wolfsgrube – besonders bei Spielen gegen die „großen Teams“ – ist deutschlandweit berühmt, und einen kleinen Vorgeschmack hast du ja schon in Hildburghausen bekommen – da durftest Du ja mit der Nummer 1 auch als erste „einmarschieren“. Wie war das, und freust Du dich schon auf die anstehenden Heimspiele im „Hexenkessel“?
Sandra: Ich war überrascht, dass zum Eröffnungsspiel in Hildburghausen schon so viele VfB-Fans kamen und uns kräftig unterstützten. Da habe ich natürlich meinen ersten „Einmarsch“ im VfB-Trikot genossen. In der Saison werde ich die Nummer 3 tragen und auch als Dritte meinen Einmarsch genießen.
Dynamics: Das „Freie Wort“ berichtete, dass Du die gegnerischen Mannschaften im Internet „scoutest“. Tauscht man da auch mit ehemaligen Mannschaftskolleginnen die ein oder andere Information aus, die man nicht im spärlichen Blätterwald und Internetseiten erfahren kann? Der „normale Fan“ erfährt außer Gerüchten und mageren Mitteilungen schließlich fast gar nichts.
Sandra: Sicherlich fragt man auch mal bei ehemaligen Mannschaftskolleginnen nach, ob das Gehörte wirklich stimmt. Aber hauptsächlich informiere ich mich wie gesagt über das Internet. Alles erfahren wir Spielerinnen sicherlich auch nicht, da steht dann beim Punktspiel eventuell auch für uns die ein oder andere Überraschung auf der gegnerischen Seite.
Dynamics: Wie hast Du dich ins Team eingefunden, und wie schätzt Du die Stärke der Truppe ein? Sicher kann man nach ein paar Trainingseinheiten und den ersten Trainingsspielen noch keine hundertprozentige Prognose abliefern. Traust du dir trotzdem schon zu sagen zu können, was diese Saison für den VfB möglich ist?
Sandra: Um Vermutungen oder Prognosen aufzustellen ist es noch viel zu früh. Wir stecken mitten in der Vorbereitung und werden in den nächsten Wochen auf den Turnieren in Holland und Prag sehen, wie gut wir bis jetzt gearbeitet haben und an welchen Stellen noch Feinschliff betrieben werden muss.
Dynamics: Zwar haben wir mittlerweile eine riesige Statistikabteilung, jedoch ist diese noch recht spärlich mit Informationen über die Spielerinnen gefüllt. Was waren deine bisherigen Karrierestationen, und woran erinnerst du dich heute noch gerne bzw. ungern?
Sandra: 1987-1994 spielte ich in Potsdam, bevor ich 1994 nach Berlin zum VC Olympia ging. Dort spielte ich 2 Jahre u. a. auch mit Grit und Anja zusammen und wechselte danach für ein Jahr zum Marzahner SV. Parallel dazu gehörte ich zum Kader der Jugend- und Juniorennationalmannschaft. Während dieser Zeit habe ich viele neue Erfahrungen gesammelt und auch tolle Eindrücke gewonnen. Gern erinnere ich mich bspw. an die Jugendolympiade in Holland zurück. Wo wir in einem Olympiadorf mit vielen verschiedenen Sportlern aus aller Welt wohnten. Auch die Gänsehaut beim Einmarsch in das Stadion werde ich so schnell nicht vergessen.
1997 ging ich wieder zurück nach Potsdam, wo wir sehr erfolgreich in der 2.Liga spielten. Dabei nahmen wir sogar einmal an der Relegation zur 1.Liga teil.
2001 zog es mich dann aufgrund meines Studiums in den hohen Norden nach Hamburg, wo ich dann bei WiWa den rasanten Aufstieg von der Regionalliga bis zur 1. Liga miterleben durfte.
Dynamics: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um die Fragen zu beantworten. Wir wünschen dir eine angenehme und erfolgreiche Zeit in Suhl, und hoffen, dass die kommende Saison ähnlich gut, oder vielleicht noch besser als die vergangene endet.
Sandra: Gerne! Vielen Dank und bis zum 8.10.!
Das Interview führten die Dynamics via Mail (SC, BX, ST).
Schlagworte: Interview, Sandra Landvoigt, WiWa Hamburg