Zwischenrufe vom Balkon (13)
Autor: Ingolf Rust, Dienstag, 25. August 2009Monster-Blog, die Redaktion. Summende PC-Lüfter und halb-leere Kaffeebecher.
Herr Q: Hmm…wirklich ein schöner Tag. Die Sonne scheint auch. Man kann heute bestimmt viele schöne Dinge machen. Lass uns rausgehen.
Das A: Geht nicht. Wir warten noch auf ein Interview. Oder waren es sogar zwei?
Herr Q: Na wenn du das nicht mehr weißt. Wie lange warten wir denn schon darauf?
Das A: So ungefähr seit dem Ausbruch des Sommerlochs.
Herr Q: Wann war das gleich noch mal?
Das A: Was? Das Sommerloch? Nun, das ist noch. Aber bald ist Hummel-Cup.
Herr Q: Wie lange ist „bald“?
Das A: Bis Freitag.
Herr Q: Und dann ist das Sommerloch zu Ende?
Das A: Zumindest ist dann der metrologische Sommer fast rum.
Herr Q: Dann sollten wir rausgehen und die letzen Tage geniessen.
Das A: Keine Chance. Die Interviews kommen bestimmt gleich. Dann müssen wir bereit sein.
Herr Q: Weißt du denn genau, dass sie heute kommen? Vielleicht kam ja was dazwischen?
Das A: Gruppenfoto mit der Kanzlerin? Suhl bewegt sich? Dazwischen passt doch locker noch ein Interview.
Herr Q: Vielleicht sollten wir einfach mal ein neues machen? So zur Sicherheit.
Das A: Und dann? Am Ende wartet man und wartet man, und wenn du es am wenigsten erwartest, kommen plötzlich alle auf einmal. Sowas passiert uns nicht!
Herr Q: Ja. Weil bestimmt gar nichts passiert. Was machen wir dann? Ein Sommerinterview
ist es dann ja nicht mehr.
Das A: Dann müssen wir einfach hoffen, dass wir damals
zeitlose Fragen gestellt haben. Aber irgendwann kommt ja Lichtenstein und dann fängt die Saison auch wieder an. Und dann gibt es wieder jede Menge Stoff für neue Fragen.
Herr Q: Ich hab jetzt schon eine. Was ist mit der Spielerin, von der bei der Teamvorstellung die Rede war?
Das A: Ungeduldig er ist. Warten lernen er muss. Gut Ding, Weile es haben will.
Herr Q: Und wie lange wird diese Weile noch dauern? Nur so in etwa, damit ich mich drauf einstellen kann.
Das A: So lange wie sowas eben dauert. Als Volleyball-Fan müsstest du das doch wissen. Da gibt’s nicht „90 Minuten und fertig“ sondern es dauert eben die Zeit die es braucht.
Herr Q: Das dauert mir zu lange. Lass uns gehen.
Das A: Wir können nicht.
Herr Q: Warum?
Das A: Wir warten auf das Interview.
Herr Q: Ach ja.
(frei nach Samuel Beckett)
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Schlagworte: Satire, Zwischenrufe